Mandalay – Essen auf burmesisch
In Mandalay betreten wir (kulinarisches) Neuland. Am letzten Tag des Jahres in Burma angekommen, sitzen wir bei J&J BBQ. Ein Lokal direkt an der Straße, der Sitzbereich erstreckt sich aber noch ein ganzes Stück nach hinten. Einige Tische sind belegt, viele sind frei, bei der Anzahl aber auch kein Wunder. Ausländer sehen wir hier keine, wir sind die einzigen Westler und somit auch auffälligsten Besucher.
Die angebotenen Speisen kennen wir allesamt nicht, das Angebot ist komplett anders als in Thailand, obwohl wir uns im Nachbarland befinden. Wir entscheiden uns schließlich dafür das Jahr einigermaßen gesund ausklingen zu lassen. Gebratenes Gemüse in pikanter Sauce soll es werden. Zunächst mal nur das, wir können ja nachbestellen. Von der Bestellung bis zum dampfenden, fertigen Gericht auf dem Tisch, dauert es in etwa 10 Minuten.
Burmesische Bierkultur in Mandalay
10 Minuten in denen wir uns weiter unserem bereits zuvor bestellten Bier widmen. Während dieser 10 Minuten waren wir aber nicht unbetreut, wir standen stets unter Beobachtung. Oder besser gesagt unsere Gläser. Zu Tisch gebracht werden sie eisgekühlt, sodass noch das verdampfende, gefrorene Wasser am Glas zu sehen ist. Auch das Bier selbst wird eisgekühlt in die eisgekühlten Gläser eingeschenkt.
Bei Raumtemperatur hält diese Eisschicht am Glas nicht lange an. Zwischen 5 und 10 Minuten, dann wird aus den Eisgläsern immer noch kühle, normale, durchsichtige Gläser. Das ist normal und stört uns nicht weiter. Das anwesende Personal aber sehr wohl, deswegen auch die Beobachtung. Sobald sich unsere Gläser anschicken ein bisschen an Kälte abzuschütteln, eilt bereits jemand mit neuen, wieder eisgekühlten, leeren Gläsern herbei und nimmt uns unsere Getränke weg. Auch wenn wir gerade trinken, das spielt dabei keine Rolle. Der hopfige Inhalt wird postwendend in die neuen Gläser umverfrachtet.
Unser erstes Gericht in Myanmar
Gebratenes Gemüse bekommt man zwar auch in Thailand, doch der Geschmack unterscheidet sich erheblich. Ist das Gemüse in Thailand mit viel Sojasauce versehen, schwimmt es hier eher im eigenen Saft. Auch auf die thailändische Schärfe wartet man hier vergebens. Doch eines ist gleich, die Gardauer. Die ist auch hier in Burma sehr kurz gehalten. Dadurch bleibt das Gemüse knackig, es schmeckt frischer und die Inhaltsstoffe bleiben auch wo sie hingehören. Ganz angetan schaufeln wir die Karfiol-, Karotten-, Bohnschoten-, Kohl-, Zwiebel-, Knoblauchmischung in uns hinein. Für die Würze sind auch noch geschnittene Ingwerstücke dabei, das rundet den Geschmack ab.
Eigentlich hatten wir vor noch etwas nachzubestellen. Zu unseren Bierbestellungen bekommen wir aber bereits seitdem wir bei JJ eingekehrt sind, kleine Schüsselchen mit gerösteten Sojabohnen. Sobald wir eine Schüssel leer geknabbert haben, steht auch schon eine neue neben dem immer noch kühlen Getränk. Nach der fünften Portion Soja und der ausgezeichneten Gemüseplatte, sind wir so satt, dass wir uns entscheiden nichts mehr zu bestellen.
Insgesamt war das J&J kein kulinarisches Highlight in Mandalay aber man sitzt unter Einheimischen, lernt die Essenskultur kennen und kann dabei günstig essen, Bier trinken und endlos Sojabohnen knabbern.
Curries – Das Typische
Eine hervorragende Lokalwahl in Mandalay
Während unserer Recherche ist uns ein Currie-Lokal ganz klar in die Augen gesprungen, das Aye Myit Tar Myanmar Restaurant, ziemlich im Zentrum Mandalays. Es soll etwas teurer sein als andere, dafür aber qualitativ wirklich gut sein. Dann testen wir das, dachten wir uns. Gesagt getan. Zumal etwas teurer hier in Südostasien und speziell in Burma für uns Europäer noch immer sehr günstig ist.
Mit Hilfe von MapsMe haben wir keine Probleme die Örtlichkeit in Mandalay zu finden. Wir sind gerade im Begriff unser Fahrzeug vorne beim Gehsteig abzustellen, als uns wieder mal zugewunken wird. Wir sollen in die Einfahrt fahren, ein eigener Parkplatz direkt vor der Eingangstür wird uns zugewiesen. Das ist näher und sicherer, wird uns erklärt. Die Tür wird uns aufgehalten und wir betreten einen relativ großen Raum, der mit einigen Tischen bestückt ist, allesamt fein säuberlich gedeckt und dekoriert. Hier ist es tatsächlich nobler als wir sonst essen gehen, hoffentlich nicht zu nobel, denken wir uns.
Wir werden zum Tisch geleitet und es werden uns die Speisekarten gereicht. Wir wissen schon was wir bestellen möchten, die berühmten burmesischen Curries. Welche genau gilt es noch herauszufinden. Da es unser erstes Currymal ist, brauchen wir noch ein bisschen Zeit, um das geschriebene zu erfassen. Zur Auswahl stehen vegetarische Curries, Fisch, Schwein, Rind und Hühner Curries. Wir sehen am Nebentisch, dass gerade ziemlich kleine Schüsselchen serviert werden, deswegen entscheiden wir uns nach kurzer Beratung für Butterfisch, Schwein und Huhn. Drei statt der angepeilten zwei Curries, immerhin waren wir den ganzen Tag unterwegs und sind ziemlich hungrig. Dazu Wasser und Bier, beides wird sogleich zu unserem Tisch gebracht. Den Blick unter die Bierkapsel kennen wir jetzt schon, mal sehen ob uns das Glück wieder hold ist. Ist es, 500 Kyat steht geschrieben. Wunderbar, das können wir sofort in das zweite Bier investieren.
Die Küchentür fliegt auf, 2 Kellnerinnen mit riesigen Tabletts stürzen heraus und kommen schnellen Schrittes zielstrebig in Richtung unseres Tisches. Angetrieben von der , wie wir vermuten, Restaurantchefin, die es sich nehmen lässt uns persönlich zu bewirten. Während die Inhalte der beiden Tabletts sich auf unseren Tisch verlagern, strahlt uns die Chefin an. Sie wartet bis alles steht, dann beginnt sie zu erklären was wir hier alles haben.
Beilagen zum Curry
Wir sitzen beide vor einem Berg Reis und jeweils einer Kichererbsenblattsuppe. Diese erste Erklärung dauert schon mal, mit Hilfe des Internets finden wir heraus, was uns versucht wird zu erklären. Die von uns bestellten Curries stehen in der Mitte zwischen unseren Tellern. Soweit so gut. Doch was bitte ist mit dem Rest? Immerhin befinden sich tatsächlich weitere 6 Schüsseln und ein großer Teller auf unserem Tisch. Das haben wir nicht bestellt, versuchen wir dem vor uns stehenden Trio klar zumachen. Es wird abgewunken und gelächelt.
Das sind die Currybeigaben, Beilagen, die im Preis inkludiert sind. Wir können es gar nicht glauben, lassen uns aber weiter erklären was wir denn gerade bekommen haben. Bei den Beilagen handelt es sich um 3 weitere Curries, diesmal in vegetarischer Variante. Kichererbseneintopf, gebratene Okraschoten und Okraschoten in scharfer Tomatensauce. Daneben befinden sich Roselle Buds pound. Ja richtig, die berühmten Roselle Buds pound. Noch nie davon gehört, ganz zu schweigen davon, dass wir mehrere Anläufe brauchen um die Wörter „Roselle Buds pound“ ausgesprochen zu verstehen.
Nach dem fünften Versuch, wird es uns schließlich auf ein Stück des Rechnungsblocks aufgeschrieben. Google sei Dank wissen wir jetzt worum es sich dabei handelt. Es ist nichts anderes als eine saure Hibiskus-Zwiebel Mischung. Die beiden restlichen Schüsseln beinhalten saure und scharfe Pickel, also eingelegtes Gemüse. Auf dem Teller häuft sich rohes Gemüse, mehrere Arten von Auberginen, Karotten, Zwiebel, Gurken, Salatblätter. Daneben noch 2 kleinere Schüsseln mit Fisch- und saurer Sauce zum Dippen. Das rohe Gemüse soll die Schärfe neutralisieren. Aus Thailand kommend, kann uns schärfetechnisch aber nichts schocken. Das ist es auch „schon“.
Geschmackstest
Zum Glück haben wir Hunger mitgebracht. Den werden wir auch brauchen. Das Fischcurry ist schon mal hervorragend. Der Fisch kommt aus dem nahegelegenen Fluss. Gekauft am Fischmarkt, den wir nicht so früh morgens versäumt haben. Zusammen mit den Okraschoten eine wunderbare Kombination. Weiter geht es mit Hühnercurry. Ds Fleisch ist ganz weich gekocht und löst sich ganz leicht von den kleinen Knochen, die auch im Curry belassen wurden. Die Sauce dazu pikant-scharf, mit einer Paprikanote. Sehr schmackhaft.
Das Beste haben wir uns unbewusst für den Schluss aufbehalten. Cooked Pork Curry, wie es auf der Speisekarte heißt. Das würfelig geschnittene Schweinefleisch ist derartig weich und mürb gekocht, dass es sich fast von selbst zerteilt und bei jedem Bissen auf der Zunge zergeht. Jeder, wirklich jeder Pulled Pork Burger den wir bisher verspeist haben, kann sich im Vergleich verstecken. So ein phantastisch zubereitetes Schweinefleisch ist uns noch nie untergekommen. Die pikante Sauce verstärkt den feinen Geschmack noch zusätzlich. Hier kommen auch erstmals die Roselle Buds pound ins Spiel. Eine wahre Geschmacksexplosion.
Da die Beilagen für alle drei bestellten Curries gedacht sind, und jeweils „nur“ eine Schüssel am Tisch steht, sind sie auch als erstes aufgegessen. Endlich leere Schüsseln. Wir könnten es doch schaffen alles aufzuessen, wenn auch nur auf Kosten eines überdehnten Magens. Wir wollen uns bemühen, denn es ist wirklich alles köstlich. Und ganz anders als das Thai Essen, das wir bisher zu uns genommen haben. Burmesische Curries sind eher eine Mischung aus Indisch, Chinesisch und Thai. Sehr interessant und einzigartig.
Doch dann passiert Unvorhergesehenes. Unsere leeren Schüsseln werden mitgenommen. Das wäre an sich noch nicht verwunderlich, spricht eher für aufmerksames Service.
Wenige Augenblicke später, stehen aber neue, volle Beilagenschüsseln am Tisch. Beilagen free refill, heißt es. Oh nein! Wir hätten nicht so schnell einzelne Gerichte aufessen dürfen, aber sowas kann ja niemand ahnen. Wir sind schon ziemlich satt und jetzt stehen wir praktisch wieder am Anfang. Gut, vermutlich bei der Hälfte, oder zwei Dritteln, aber wo sollen wir das nur hinessen? Wir können uns natürlich auch dafür entscheiden nicht alles aufzuessen. Dann tut es uns aber leid um die aufgetischten Speisen, die dann sicher den Weg in den Mülleimer finden. Welch Verschwendung. Und Essen wirft man nicht weg. Wir sind wirklich bemüht unsere Teller zu leeren. Weitere Versuche des Nachreichens können wir abwehren.
Ganz schaffen wir es nicht, aber immerhin zu einem großen Teil. Dafür haben wir jetzt das Gefühl zu platzen. So viel haben wir schon lang nicht mehr zu uns genommen. Wenn das in ganz Burma so ist wie hier in Mandalay, müssen wir im Anschluss an einem Diätcamp teilnehmen.
Mit letzter Kraft bestellen wir die Rechnung. 14.000 Kyat beträgt sie. Umgerechnet sind das 8 Euro. Zusammen. Mit Getränken, allen bestellten und nicht bestellten Gerichten und gratis refill. Ein “teurer” Abend in einem wirklich tollen Restaurant geht zu Ende.
7 Comments
Auszeitgeniesser
Zugegeben, das kulinarische Neuland war auch rein optisch teilweise gewöhnungsbedürftig ?
Ich finde es immer super, wenn man die landestypischen Gerichte testet.
Und offenbar ist es euch ja auch bekommen, sonst würde es diesen Artikel nicht geben ?
Liebe Grüße, Katja
einmalmitalles
Uns ist es super bekommen, nur die Waage hätte etwas geächzt ? Das lokale Essen gehört einfach dazu zu einer echten Reise ? lg Nicole
tanjaspaness
sieht das lecker aus… 🙂
Und du siehst zum Abschluss echt ein wenig geschafft aus…
Ich bin auch immer absolut ein Freund davon, landestypisch zu essen.
Liebe Grüße
Tanja
einmalmitalles
Es war unglaublich! Das beste Essen in Myanmar ?? und ja viel essen kann anstrengend sein ? lg Nicole
Berlinerin in Frankreich
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ich liebe Okra! Leider war ich noch nicht in Myanmar, aber das wird sich hoffentlich noch ändern. Die Anekdote über die Biergläser war übrigens großartig!
Viele Grüße
Feli
Isabel
Hallo Nicole,
dein Beitrag kommt mir gerade recht!
Im Herbst werde ich mehrere Wochen mit meiner Tochter in Myanmar sein. Mandalay steht natürlich auch auf unserer Route.
Vielen Dank für die tollen Tipps.
Liebe Grüße
Isabel
einmalmitalles
Hi Isabel! Das freut uns! Wie gesagt waren es für ums die besten Curries in 4 Wochen Myanmar dort ? Mandalay selbst haben wir total unterschätzt vor allem die Tagesausflüge siehe voriger Blogartikel. Leider hatten wir unsrer Unterkunft in Bagan schon gebucht sonst hätten wir verlängert. Lg und viel Spaß in wunderschönen Myanmar ?